B O X E R - V I R U S . . . .

29.08.2010 18:40

 

. . .  seit der Kindheit ! 

Als Junge mit etwa 7 Jahren erlebte ich, wie mein Vater plötzlich sein VW-Käfer gewechselt hatte. Es war sein zweiter, genaugenommen ein lotosweisser 1300 Baujahr 67 mit Bügeleisenrückleuchten und knallroter Kunstlederinnenausstattung. Beim Karmann nennt man dies, soviel ich weiß, Pigalle-Ausstattung. In der Zeit bis zu meiner Führerscheinprüfung haben sich auch viele Urlaubserinnerungen hinsichtlich dieses Fahrzeuges manifestiert. Sei es die Rückfahrt aus Hessen im Kofferfach hinter der Rücksitzbank und das Bollern des Boxers unter mir, das Zerlegen der Innenausstattung durch Grenzbeamte bei Einreise in die damalige DDR mit allen Schikanen, die man aus Erzählungen anderer so kennt, diverse Fahrten nach Österreich, bei der das Packvolumen des Fahrzeuges bis in die letzte Ecke des Wagens genutzt wurde und vieles mehr. Meine Tante fuhr nach meheren Käfern zwischenzeitlich ein schicken Typ 3 TL Automatik, welcher kurz nach dem Neuerwerb bei einer Durchfahrt unter einer Eisenbahnbrücke stehenblieb, bei stärkstem Platzregen mit Wasser volllief und der Ausstieg aus dem Fahrzeug nur noch über das Stahlschiebedach stattfinden konnte. Auch eine sportliche Übung für meinen Onkel, der gehbehindert war und Krücken zum Laufen brauchte. Begeistert hat mich damals schon die Front des Fahrzeuges, welche mit einem Porsche eine gewisse Ähnlichkeit hat. Mit knapp 19 Jahren durfte ich den 1300 Käfer meines Vaters übernehmen. Vater fuhr nun einen 1er Passat Kombi, welcher ihm innerhalb von kurzer Zeit wegrostete. Meine Bundeswehrzeit stand an und im Rahmen von Fahrtgemeinschaften wurde der Käfer, aber auch ein Opel B-Kadett eines Mitreisenden genutzt. Die ersten 1er Golf GTI waren auch schon länger unterwegs. Es blieb nicht lange bei der Serienausstattung meines Käfers. Im Kfz-Hobby-Shop der Kaserne wurden erste sanfte Tuning-Maßnahmen eingeleitet. Ein 3 Speichen-Lenkrad hielt Einzug, ebenso einer der ersten KAMEI-Frontspoiler und die Löcher der entfernten Zierleisten mussten durcht sportliche Gummieinzugshütchen erstetzt werden. Hatte einfach Rallye-Touch. Nach dem Aufkleben von selbst geschnittenen "Renn-Seiten-Streifen" in Farbe der Innenausstattung verzog mein Vater das Gesicht. Als nach 4 weiteren Wochen in der Ferne die Rückreise nachhause stattfand, ragten 2 dicke Endrohre unter dem Auspuffblech hervor, eine ABE von ABARTH lag im Handschuhfach und ein Sportluftfilter thronte auf dem Serienvergaser. Vater hatte dies nicht gleich gesehen und verstand die Welt nicht mehr, das ein Serienauspuff mit sowenig Kilometer offensichtlich schon durchgerostet und damit so laut sein konnte.

 

Mit dem Ansaug- und Auspuffgeräusch wuchs der Wunsch nach mehr Leistung in den End-Siebzigern.Ein befreundeter Bäckermeister hatte nach dem Umstieg von seinem Typ 3 Variant mit scharfer Nocke und höher verdichtetem Serienmotor nun einen Typ 411 Variant und ein "Zwo-Liter Zöllner-Triebwerk" zog dort ein. Die Semmeln und Brezen sollte ja bei Lieferung ja noch frisch sein und 2 Liter Hubraum waren das Maß aller Dinge für die flotte Fortbewegung. Namen, wie z. B. Willibald- und Riechert-Tuning machten die Runde und immer wieder die Zauberformel "Typ 4 ". Den Original-Riechert Prospekt habe ich heute noch. Nach nicht allzulanger Zeit war klar, das Motoren dieser Art in Verbindung mit einem kurzem Vorderwagen bei keinem TÜV eingetragen werden. Also wurde ich bald fündig, kaufte einen kansasbeigen 1303 S in Zustand 2  und verkaufte im Gegenzug den 1300, dessen Zustand mit 1 zu bezeichnen war. Aus heutiger Sicht natürlich ewig schade! Vater fuhr zwischenzeitlich einen Jetta 1 mit 75 PS mit der Farbe marsort. Das Fahrzeug habe ich für ihn vergangenen Herbst weiterverkauft. Der KM-Stand lag bei 45.000.

 

Der komplette Unterboden des 1303 wurde abgeschliffen, versiegelt und ich hielt Ausschau nach Sportzubehör. Es gab noch kein Internet, aber Freunde, die auch Fahrzeuge umbauten. Scheel-Sitze zogen ein, das damals einzig zulässige 4 Speichen-Raid mit TÜV, eine Heck-Jalousie und zusätzliche Hutzen an den Zwangsentlüftungen. Die Farbe wechselte auf Lapis-Blaus Metallic. Ein guter Freund baute derweil seinen Serien 1303 mit Schult-Teilen, wie z. B. Porsche Heckflosse, Spoilerstoßstange und außenverbreiterten Kotflügel um.

 

In der Kaserne lernte ich einen Arzt-Sohn aus Starnberg kennen, der einen schwarzen 2.0 VW-Porsche fuhr. Das Fahrzeug war laut seiner Aussage für sehr viel Geld restauriert worden, wie ich mich später anhand vorgelegter Rechnungen überzeugen konnte. Ein Winter verging. Damals gab es noch Winterkäfer für 150,-- Deutsche Mark. Nach einem Motorschaden im April des Folgejahres entnahm ich die hinteren Ausstellfenster, die heute in meinem 1303 verbaut sind. Der besagte VoPo des Bundeswehrkollegen erlebte zeitnah einen Überschlag. Die Anfrage erreichte mich, ob ich am Totalschaden-Fahrzeug interessiert sei. Man wurde sich handelseinig, das Fahrzeug wurde zum Schlachten abtransportiert und es war ein 2 Liter Typ 4 Spendermotor für meinen 1303 vorhanden. Nach dem Einholen diverser Informationen fuhr ich zu einem Umrüster in Peißenberg bei Weilheim, bei welchem die Umbauteile beschafft wurden. Ein dort stehendes Kundenfahrzeuges mit einem "ZwoVierer", welches einem Zahnarzt gehörte und der in der Käfer-Cup-Serie fuhr, schaffte Vertrauen. Nie vergesse ich auch die erste Probefahrt nach dem Motorenumbau in der heimigen Garage im Spätherbst auf der zweispurigen Bundesstrasse, als die Tachoscala nicht mehr ausreichte. Der TÜV-Eintrag ging bei dem Tuner in Weilheilm noch über die Bühne, danach war er unauffindbar und meine Anzahlung für weitere Teile war weg.  Es folgten manche Umbausünden der wilden 80er, endlich die Umrüstung auf 2,4 Liter Hubraum, Porsche 901 Getriebe. Natürlich auch diverse Käfertreffen, Giebelstadt, Hauskauf, Motorschaden, Familiengründung und Abmeldung des Fahrzeuges. Nach vielen Jahren wollte ich das Hobby mit etwas Instandsetzen reaktiveren. Bis dahin vergingen dann doch 2 Jahre. Statt ein bisschen Entrosten gab es neuen Lack, eine original Golde-Faltdach, 944 Bremse, Fuchsfelgen und weitere Kleinigkeiten.

Nach vielen privaten Veränderungen wurde das Fahrzeug verkauft, meine Mitbenutzung ist aber jetzt gesichert. Motor und Getriebe treiben heute einen 1303 auf Mallorca an. Der 1303 ist heute ein klassischer German-Looker mit Subaru-Turbo Motor, 915 Getriebe und einigen bereits genannten Veränderungen. Die sind auch notwendig, um einen Käfer mit einer solchen Motorisierung zum Stehen zu bringen. Natürlich mit TÜV-Segen und Euro 1.

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